Am Freitag in 3sat: makro – Ehebonus vor dem Aus?

Junges Paar sucht Eheringe aus
Auf der Hochzeits-Messe © P. Petrides

Wirtschaftsdokumentation: makro – Ehebonus vor dem Aus?

von Sabine Jainski & Ilona Kalmbach

am 10. März um 21.00 in 3sat und anschließend in der 3sat-Mediathek

Wer weiß schon, was das Ehegattensplitting ist und wie es funktioniert? Dabei bestimmt diese Steuervergünstigung aus den 1950er Jahren bis heute das Leben vieler Männer und Frauen – und damit unsere Rollenbilder. Denn das Splitting fördert die Hausfrauenehe, vor allem, wenn ein Partner – meist der Mann – gut verdient. Offiziell werden in Deutschland Gleichberechtigung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützt. Doch im Steuerrecht herrscht nach wie vor „die besondere Anerkennung der Aufgabe der Ehefrau als Hausfrau und Mutter“. Scheitert die Ehe, dann führt dieses Steuersparmodell die meisten Frauen direkt in die Altersarmut. Kommt das Splitting bei der nächsten Wahl endlich auf den Prüfstand?

Rollenbilder der 50er Jahre

« Mit dem Ehegattensplitting fördert der Staat die Hausfrauenehe », sagt Stefan Bach, Experte für Finanz- und Steuerpolitik am DIW. « In Zeiten, wo das die gesellschaftliche Norm war, war das ok, heute ist das nicht mehr der Fall. » Scheitert die Ehe, dann führt dieses Steuersparmodell die meisten Frauen direkt in die Altersarmut, weil sie dann häufig ohne Erwerbstätigkeit und ohne Altersversorgung dastehen.

Anna und Jan Kuhlmann
Anna und Jan Kuhlmann profitieren vom Ehegattensplitting, finden es aber trotzdem ungerecht. © P. Petrides

Die Dokumentation zeigt im Gespräch mit Protagonisten und Experten, wie bis heute die Rollenbilder der 50er Jahre nachwirken, obwohl die meisten Menschen längst anders denken. Viele Paare wollen sich Arbeit und Kinderbetreuung teilen, die Hausfrauenehe empfinden die meisten als unzeitgemäß, das Splitting bringt ihnen kaum Vorteile. Constanze W., die gerade wegen ihrer Kinder zuhause bleibt, will auf jeden Fall weiterarbeiten – für sie ist das nur eine Phase. Anna und Jan K. empfindet die Förderung als ungerecht, weil die Kinder längst aus dem Haus sind, und unverheiratete Kollegen nichts bekommen. Die Alleinerziehende Sandra B. beklagt, dass sie viel weniger Förderung genießt als zur Zeit ihrer Ehe, und Betreuung nicht im gleichen Maße absetzen kann.

Mehr Geld für Kinder!

Eine erfolgreiche Reform, sagen Experten wie die Juristin Maria Wersig, die ihre Doktorarbeit über das Ehegattensplitting verfasste, müsste das Existenzminimum des Ehepartners steuerfrei belassen – und es bräuchte Übergangsfristen, ähnlich wie bei der Rentenreform.

Die 21 Milliarden Euro, die der Staat derzeit für das Splitting ausgibt, werden für eine bessere Kinderbetreuung dringend benötigt. Denn bereits ein Fünftel der Kinder wächst heute bei Alleinerziehenden auf. Nur so kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für alle Frauen und Männer gelingen.

Frauen bei der Arbeit
Können wir es uns leisten, auf die Arbeit der Frauen zu verzichten? © P. Petrides

Schlusslicht im internationalen Vergleich

Die meisten anderen Län­der sind hier schon weiter, selbst Ent­wicklungs- und Schwellenländer sind in den letz­ten 15 Jahren an Deutschland vorbei­gezogen. Wir schauen zum Vergleich nach Österreich, wo bereits seit den 1970er Jahren die Individualbesteuerung eingeführt wurde: Hier ist „jedes Kind gleich viel wert“, und die Frauen-Beschäftigungsquote zählt zu den höchsten in Europa. Kann es sich Deutschland angesichts des demografischen Wandels wirklich lei­sten, die Qualifikationen von Frauen nicht zu nutzen?

Auch nach 60 Jahren bleibt noch die spannende Frage: Wie lange wird sich der Ehe-Bonus noch halten?

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